Socken-Memory

Kennen Sie Socken-Memory? Spätestens, wenn sich zwei Single-Haushalte zu einem Paar-Haushalt vereinen, wird es in regelmäßigen Abständen gespielt. „Schatz, das ist doch zum Heulen, dass ich nie zwei Socken finde, die zusammenpassen. Ich hab schon wieder zehntausend verschiedene! Das kann doch nicht wahr sein.“

Irgendwo zwischen Wäschesack, Waschmaschine und Trockner befindet sich ein schwarzes Loch, in das einzelne Socken fallen, ein Bermuda-Dreieck für Füßlinge und Strümpfe. In regelmäßigen Abständen wird dann der Stoffbeutel mit den Einzelgängern auf den Boden gekippt – und das Socken-Memory beginnt.

Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, denn die meisten Einzelsocken sind auch noch schwarz. Am Ende kapitulieren wir regelmäßig, stopfen den großen Rest zurück oder entsorgen den Beutelinhalt. Jetzt könnte man natürlich verschiedenfarbige Socken kaufen oder die noch vollständigen Socken-Paare durchnummerieren beziehungsweise -buchstabieren. Eine andere Lösung wäre es, die Paare nach dem Ausziehen mit Haken und Öse aneinander zu binden und zusammen zu waschen. Vielleicht arrangieren wir uns aber auch mit dem Makel, die Welt ist schließlich chaotisch.

Orientieren wir uns an Pippi Langstrumpf, die bewusst verschiedenfarbige Socken trägt. Wenn sich gleich und gleich nicht freiwillig gern gesellt, dann ziehen uns künftig halt die Gegensätze an.

Diese Kolumne erschien erstmals 2009 im Bonner General-Anzeiger und war auf meiner vorherigen Homepage der meistgelesene Text in der Kategorie „Glosse“.

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