Wem kann man trauen?

In einschlägigen küchenpsychologischen Monatsschriften gibt es häufig Verhaltenstests, die nach dem Ankreuzverfahren funktionieren und deren Auflösung man im hinteren Teil des Heftes findet – verbunden mit der perfekten Bewertung, ob man jetzt eher „Der Sicherheitsorientierte“ oder „Der Risikobereite“ ist.

Sowas ist auf dem Papier ganz hübsch, im echten Leben aber schon deutlich schwerer, zumal man da nicht zwischen drei richtigen Antworten wählen muss, sondern zwischen richtig und falsch. Häufig geht es dabei um das Vertrauen in Fremde. Drei Beispiele, verbunden mit der Frage: Wie würden Sie entscheiden?

Da begegnet mir abends gegen 18 Uhr in der Nordstadt ein Mann in Badelatschen und mit Bademantel, der sagt, er hätte sich ausgesperrt und er bräuchte dringend ein paar Cent um zu telefonieren. Einige Meter weiter befindet sich tatsächlich eine Telefonzelle. Ich gebe ihm das Geld und frage mich, ob er jetzt telefoniert oder den nächsten Passanten anspricht.

Am Bahnhof in Bonn sammelt ein Mann Mitfahrer, die er für weniger als den Einzelverkaufspreis auf seinem Gruppenfahrschein nach Köln mitnimmt. Nachdem eine Freundin von mir schon gezahlt hat, geht der Mann weiter über den Bahnsteig, um noch andere Mitreisende zu finden. Kommt er wieder?

Am Flughafen Köln/Bonn bittet mich eine Frau mittleren Alters, einen Umschlag mit Konzertkarten im Flieger mit nach Berlin zu nehmen, um sie dort einem Mann zu übergeben, der die Tickets für das Konzert am selben Abend gerade ersteigert hat. Sind in dem Umschlag, den ich entgegennehme, wirklich jene zwei Tickets drin? Und wird der Mann kommen?

Die Auflösungen finden Sie leider nicht im unteren Teil dieses Blogs, sondern nur im echten Leben. Vertrauen Sie mir!

Fußball ist unser Leben

5.30 Uhr. Schon vor dem ersten Weckerklingeln tönt es aus der Besucherritze des Elternbetts: „Papa, können wir über Fußball reden?“ Schläfrig entgegne ich: „Ja.“ Darauf der Sohn: „Wer fängt an?“

Das sind Momente, in denen mir unsere gemeinsame Fußball-Leidenschaft ein bisschen auf den buchstäblichen Wecker geht. Aber sonst ist das schon spitze, wenn der Oldiekicker dem Nachwuchsmann was mitgeben kann und schon beim Frühstück die GA-Montagsanalyse vom letzten Bundesliga-Spieltag vorlesen darf.

Die Champions League geht in die heiße Phase, die WM steht vor der Tür, und im Supermarkt gibt’s Fußballbildchen für jeden Einkauf ab zehn Euro. Also steigt das Fußballfieber bei Vater und Sohn. Bevor die Fußball-Sommerspiele in Brasilien beginnen, muss aber noch an der Taktik gefeilt werden.

Dazu fertigt der Papa regelmäßig riesige Schaubilder an, zum Beispiel um Abseits zu erklären oder den Unterschied zwischen Vereinsmannschaften und Nationalteams. Gut, dass die Nations League noch kein Thema ist, denn um deren Sinn zu verstehen, bräuchte der Sohnemann vermutlich Abitur und das Vordiplom in Statistik und Volkswirtschaftslehre.

So befassen wir uns eben mit den handfesten Dingen: Winkeltore zum Beispiel sind jene Tore, die genau in den Winkel gehen und deshalb absolut unhaltbar sind – außer für den „besten Torwart der Welt“, Manuel Neuer. Obwohl die Bayern bei uns zurzeit grundsätzlich nicht mehr so gut gelitten sind: „Als Kind war ich mal Bayern-Fan“, verkündet der Fünfjährige abgeklärt. „Als Kind?!“, entgegne ich. „Und was bitte, bist du jetzt?“ Darauf sagt er: „Na Dortmund-Fan!“