Kanzler sein ist doof

Kinder haben ein besonderes Verhältnis zur Arbeit, häufig ein ablehnendes. Denn mehr Arbeitszeit für Eltern bedeutet gleichzeitig weniger Zeit für Kinder.

„Wo ist die Mama?“, fragt der frisch aufgewachte Dreijährige. „Auf der Arbeit“, entgegne ich, und sofort verdüstert sich sein Gesicht: „Das ist doof.“ Ja, das stimmt. Und er: „Du bist immer da.“ Was nicht ganz richtig ist, denn an der Kita-Tür verabschiede ich mich auch von ihm. Anfangs musste ich dazu Überzeugungsarbeit leisten: „Wenn du mich jetzt nicht gehen lässt, dann kann ich nicht arbeiten, verdiene kein Geld und kann dir keine Rosinenbrötchen mehr kaufen!“ Das wirkte.

HomeOffice

Blick ins Home Office.

Der Mittelbruder behandelt das Thema mit seinen sechs Jahren schon rationaler: „Ich habe es gut, ich muss noch nicht arbeiten“, sagt er. „Aber du musst arbeiten.“ Wieder ein Moment des Nachdenkens, dann: „Wenn du keinen Beruf hättest, könntest du den ganzen Tag machen, was du willst.“ Stimmt.

Freier Journalist geht aber noch, finden die lieben Kleinen, weil sie manchmal mit auf Termine dürfen. Doch andere Jobs gehen gar nicht. Die Tochter meint: „Ich möchte nicht, dass du Bundeskanzler wirst. Dann würden wir dich ja nie sehen.“ Und auch der Beruf „Fußballtrainer“ hat trotz Jogi, Kloppo und Jugendcoach Norbert bei meinem Sohn an Ansehen verloren: „Trainer will ich nicht werden“, verkündet er mit wichtiger Miene. „Da wird man immer mit Bier überschüttet.“

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