Vermögen und Bedürfnisse

Ein Seminarleiter im germanistischen Institut sagte mal, in Rilkes „Duineser Elegien“ zeige sich des Autors ausgeprägtes Bedürfnisvermögen. Dass sich diese sonderbare Wortschöpfung auf den Alltag übertragen ließe, hätte ich damals nicht gedacht.

Ein ausgeprägtes Bedürfnisvermögen in Verbindung mit einer gewissen kindlichen Ungeduld legen auch die lieben Kleinen an den Tag. Und das schon sehr früh in der ersten Kernbetreuungszeit. Um 5.15 Uhr möchte der Mittelbruder seinen MP-3-Player aufgeladen bekommen, während der Kleinste in kurzen Abständen nach „Milch! Müsli! Windel! Vorlesen!“ kräht. Derweil treibt die Tochter ein Bedürfnis nach Unsinn, und ein viertel Liter Mineralwasser ergießt sich in ein halbvolles Milchglas. Lecker!

Wenig später will einer mit kurzen Hosen im Winter raus, der nächste gleich ganz ohne Jacke, Mütze und Handschuhe, aber dafür mit Lieblingskuscheltier, Fußball und Taschengeld, was alles auf Nimmerwiedersehen in der Einrichtung verschwinden würde. Zum Glück  hagelt es Kompromisse, und gegen 8.30 Uhr ist der Morgenspuk endlich vorbei. Die Kernarbeitszeit beginnt mit einer ganz prosaischen Elegie: Ich habe nicht das Bedürfnis, aber durchaus das Vermögen, es an den Nerven zu kriegen.

Ein Frosch zum Küssen

Schaulaufen klingt ein wenig bescheiden. Musiktheater auf Rollschuhen würde es auch treffen. 84 Kinder der Rollkunstlaufabteilung des SC Fortuna Bonn haben am Samstag und Sonntag, 13. und 14. Dezember 2014, im Sportpark Nord ihr neues Stück „Küss den Frosch“ präsentiert. Meine Kinder freuten sich darauf schon seit Wochen, denn was die jungen Sportler, deren Eltern und Trainer nach unzähligen Übungsstunden und in liebevoller Detailarbeit auf die Rollschuh-Bühne stellen, das ist stets einfach herzergreifend. Beim Weihnachtsschaulaufen zeigten die Rollkunstläufer einmal mehr, dass sie nicht nur fleißige Athleten sind, sondern auch talentierte Schauspieler. Bei der Frosch-Geschichte geht es um eine junge Frau aus der Unterschicht, die ein Restaurant eröffnen will, aber durch den Kuss eines verzauberten Prinzen in einen Frosch verwandelt wird. Rettung naht in Person eines heldenhaften Glühwürmchens und eines Alligators. Die Geschichte nimmt einen ungewöhnlichen Lauf, endet aber – wie bei jedem guten Märchen – mit einem Happy End. Seufz!

Weitere Informationen hier. Wer es verpasst hat, darf sich auf den Advent 2015 freuen!

Liebesgrüße aus Castrop

Wenn der geneigte Ebayer etwas von den Beschwerde-Abteilungen großer Unternehmen lernen kann, so ist es das geschmeidige Abwatschen von sich ereifernden Kunden.
Da ersteigert eine Internetbenutzerin über das Online-Auktionshaus bei mir eine DVD für einen lächerlichen Euro. Wenig später bekomme ich eine Direktnachricht, dass ich meine IBAN-Nummer noch nicht hinterlegt hätte und sie deswegen nicht überweisen könne. Bevor ich darauf antworten kann, dass es im Internet an jeder Ecke IBAN-Umrechner gibt, bekomme ich die nächste empörte Direktnachricht: „Wollte überweisen, doch die fehlende IBAN verhinderte das! Bitte nennen Sie mir Ihre IBAN!“ Und dann drohend: „Dies ist die zweite Aufforderung!“
Ich ärgere mich kurz, will was Böses erwidern, entscheide mich dann aber für die freundlich-vertröstende Variante: „Liebe Frau Soundso,
herzlichen Dank für Ihre zweite Aufforderung. Wir sind mit der Familie für ein verlängertes Wochenende nach Castrop-Rauxel gefahren und kommen erst am Montag wieder nach Hause. Dann kann ich Ihnen gerne meine IBAN-Nummer senden. Ich schreibe Ihnen aus einem Internet-Café, weil mein Smartphone gestern ins Badewasser gefallen ist. Hab’s zwar sofort in eine Schüssel mit Reis gelegt, damit die Feuchtigkeit wieder rausgeht, aber heute ging’s immer noch nicht. Das Internet-Café schließt gleich und hat am Wochenende nicht geöffnet. Sonderbares Castrop! Jedenfalls freundliche Grüße und bis Montag!“
Darauf kam dann erst mal keine dritte Aufforderung mehr. Und damit auch keine weitere kommt, spende ich die nächste DVD besser direkt dem GA-Weihnachtslicht zum Weiterverkauf auf dem Weihnachtsmarkt.