Lautmalen im Stau

Was können die lieben Kleinen im Urlaubsstau noch spielen, wenn ihnen überhaupt gar nichts mehr einfällt? Wenn sie auf Spiele wie „Teekesselchen“, „Ich sehe was, was du nicht siehst“ oder „Ich packe meinen Koffer“ keine Lust mehr haben, empfehlen wir „Der tiefere Sinn des Labenz“ nach dem gleichnamigen Buch von Douglas Adams.

Bei dem Wörterbuch handelt es sich um ein Manifest der Lautmalerei und des spielerischen Umgangs mit Sprache. Adams und seine Co-Autoren haben die Bedeutung von Ortsnamen ge- oder besser erfunden und somit bisher unbenannte Gegenstände und Gefühle versprachlicht. So ist etwa der „Baltrum“ ein instinktiver Groll gegen alle Leute, die jünger sind als man selbst. Der „Linz“ ist der Versuch, durch die im Kino vor einem sitzende Person hindurchzusehen. Und das „Unkel“ bezeichnet das Unkenntnis oder starke Zweifel signalisierende, froschartige Vorstülpen der Unterlippe.

Das Schöne ist nun, dass längst nicht alle Ortsnamen „übersetzt“ sind und gerade im Bonner Raum noch viele Bezeichnungen frei sind. So könnte der „Beuel“ ein mit blauen Flecken übersätes Kleinkind sein, das gerade laufen lernt. Das „Pützchen“ klingt nach einem kaschierenden Wohnungsaufhübschen kurz vor plötzlichem Besuch. Das „Pennenfeld“ wäre eine zu Erholungszwecken brachliegende landwirtschaftliche Nutzfläche, und „Oberwinter“ hieße jener Schnee, der auf Haus-, Auto- und anderen Dächern liegen bleibt.

Wenn man das eine Weile spielt, kommt es vielleicht sogar dazu, dass die Kinder auf der Rückbank ganz sanft einschlummern. Das wäre dann ein ermüdungsbedingter Rückbankschlaf namens „Hinterzarten“.

Diese Kolumne erschien erstmals um 2009 im General-Anzeiger Bonn.

Socken-Memory

Kennen Sie Socken-Memory? Spätestens, wenn sich zwei Single-Haushalte zu einem Paar-Haushalt vereinen, wird es in regelmäßigen Abständen gespielt. „Schatz, das ist doch zum Heulen, dass ich nie zwei Socken finde, die zusammenpassen. Ich hab schon wieder zehntausend verschiedene! Das kann doch nicht wahr sein.“

Irgendwo zwischen Wäschesack, Waschmaschine und Trockner befindet sich ein schwarzes Loch, in das einzelne Socken fallen, ein Bermuda-Dreieck für Füßlinge und Strümpfe. In regelmäßigen Abständen wird dann der Stoffbeutel mit den Einzelgängern auf den Boden gekippt – und das Socken-Memory beginnt.

Der Schwierigkeitsgrad ist hoch, denn die meisten Einzelsocken sind auch noch schwarz. Am Ende kapitulieren wir regelmäßig, stopfen den großen Rest zurück oder entsorgen den Beutelinhalt. Jetzt könnte man natürlich verschiedenfarbige Socken kaufen oder die noch vollständigen Socken-Paare durchnummerieren beziehungsweise -buchstabieren. Eine andere Lösung wäre es, die Paare nach dem Ausziehen mit Haken und Öse aneinander zu binden und zusammen zu waschen. Vielleicht arrangieren wir uns aber auch mit dem Makel, die Welt ist schließlich chaotisch.

Orientieren wir uns an Pippi Langstrumpf, die bewusst verschiedenfarbige Socken trägt. Wenn sich gleich und gleich nicht freiwillig gern gesellt, dann ziehen uns künftig halt die Gegensätze an.

Diese Kolumne erschien erstmals 2009 im Bonner General-Anzeiger und war auf meiner vorherigen Homepage der meistgelesene Text in der Kategorie „Glosse“.