Das „Paardenreddingsboot“ Abraham Fock ist eine der Attraktionen auf der holländischen Insel Ameland. Die Gemeinde Hollum zeigt sich auch sonst sehr familienfreundlich
Was für eine Kraft muss in diesen Pferden stecken: Im Galopp ziehen zehn Rosse das historische Pferderettungsboot Abraham Fock auf den Amelander Strand in der Gemeinde Hollum. Der „Tjettepad“ wird an diesem Nachmittag von hunderten Urlaubern und Einheimischen bevölkert, die das historische Spektakel miterleben wollen. Die Pferde ziehen die Abraham Fock an den Strand und wenig später in das Wasser. Das so genannte „Lancieren“ gelingt. Während das Boot eine Runde vor dem Süd-West-Strand von Hollum dreht, können die Pferde verschnaufen, bis sie es wieder herein und auf den Wagen ziehen müssen. Wenig später werden die Tiere von den Touristen umringt und gefeiert wie Popstars.
Das „Paardenreddingsboot“ ist unumstritten die Attraktion in der Gemeinde Hollum auf Ameland. Einmal im Monat demonstrieren die Männer des Maritimen Zentrums Abraham Fock, wie die Menschenrettung auf See bis zum Jahre 1987 funktionierte – nämlich vor allem mit der Kraft und Hilfe von bis zu zehn Pferdestärken. Die historischen Demonstrationen finden einmal im Monat statt. Angeblich erhalten die Männer des Rettungsteams als Lohn für dieses Ehrenamt zwei Schnaps und eine Zigarre.
Im Rettungsnavigator
Im Maritimen Zentrum am Oranjeweg 18 in der Gemeinde Hollum wird die Geschichte des Rettungsbootes und der Menschenrettung unter dem Dach der Rettungsgesellschaft KNRM erzählt. 1989 übergab die Gesellschaft dem Museum das Bootshaus. Und wenn das Pferderettungsboot gerade nicht im historischen Einsatz ist, können Gäste es dort betrachten. Außerdem dürfen sie selbst ein Boot im Rettungsnavigator steuern, Rettungswesten anprobieren und morsen.
Theo IJnsen war mehr als 35 Jahre im Seerettungswesen tätig. Im Film erzählt der langjährige Vormann des Pferderettungsbootes, wie elektrisiert Männer und Tiere stets waren, wenn es in den Einsatz ging, um verunglückte Seeleute zu retten. „Einmal haben wir nach dem Alarm in 18 Minuten das Boot zu Wasser gelassen.“ Aber es gab auch traurige Momente in der Geschichte des Pferderettungsbootes. Am 14. August 1979 ertranken acht Pferde im Einsatz. Ein Gedenkstein am Strand von Hollum erinnert an dieses Unglück.
Die Pferde haben einen hohen Stellenwert in der Gemeinde Hollum. Auch das macht dieses nette Örtchen so überaus familienfreundlich. Manchen Tags sieht man auf den Straßen mehr Pferde und Gespanne als Autos, und mancher Einheimische lässt sich die Heu-Lieferung für seine Tiere direkt vor das Haus kippen. Der eine oder andere lässt sich von den Pferden auch auf dem Fahrrad bis zur Weide ziehen. Ganz pragmatisch.
Kurzer Weg zum Strand
Hollum ist nicht nur wegen des geringen Verkehrs und des dörflichen Charakters ein geeignetes Ziel für Familien mit kleinen Kindern. Der Strand ist nur einen guten Kilometer entfernt und zu Fuß oder mit geliehenen Rädern schnell zu erreichen. Der Sand ist so fein wie der in Sanduhren von Spielsammlungen. Und die zahllosen Muscheln und Krebse laden die Kinder dazu ein, am Strand einen eigenen Muschel- und Schalentier-Laden zu eröffnen.
Sehenswert ist der Leuchtturm von Hollum, der beständig Abend für Abend sein Licht über die Insel schickt. In seinem Inneren finden sich auf den einzelnen Plattformen kleine Ausstellungsbereiche über Leuchttürme in Holland und der Welt, Miniatur-Leuchttürme und über Material aus der Seefahrt wie einen echten Tiefseetauchanzug.
Die aktive Senfmühle in Hollum kann ebenfalls besichtigt werden. Sie dreht sich nicht nur schön, sondern produziert eine ganze Palette leckerer Senfarten mit dem Leuchtturm-Etikett. Die Spezialitäten können die Großen im angrenzenden Laden erstehen, während die Kleinen eher auf Softeis mit Schokoguss schwören.
Kirche aus dem elften Jahrhundert
Für Erwachsene lohnt sich der Besuch der evangelischen Kirche in Hollum aus dem Jahre 1678, deren erste von drei Vorgängerinnen bereits im elften Jahrhundert erbaut wurde. Schlicht-schön ist die Inneneinrichtung, ein Schiff neben der Orgel verweist auf die Seefahrt, ebenso wie viele der schönen alten Grabsteine auf dem angrenzenden Friedhof. Auf einem steht: „Ankerplaats van mijn lieve man en onze pa“.
Wer die Insel erkunden möchte, kann das am besten per Rad. Kleine Jungs und Mädchen freuen sich aber auch über einen geführten Ausritt mit Ponys. Am Reitstall Nella Dorien etwa kann man günstig ganze Pony-Kolonnen mieten oder sich gar zu einem geführten Ausritt anmelden.
Hollum ist wie erwähnt sehr kinderfreundlich. Das zeigt sich auch an den Restaurants und Bistros, von denen sich die meisten Spielgeräte vor die Tür gestellt haben, wie man sie sonst auf echten Spielplätzen findet. Davon gibt es auf Ameland auch einige. Der schönste Spielplatz aber sind zweifelsohne der Strand und die traumhaften Dünen. Übrigens auch am Tjettepad, wo das Pferderettungsboot zu Wasser gezogen wird.
Das Pferderettungsboot wird in diesem Jahr an folgenden Terminen zu Wasser gelassen: Samstag, 19. April, 13.30 Uhr; Samstag, 3. Mai, 13.30 Uhr; Samstag, 7. Juni, 17 Uhr; Freitag, 20. Juni, 17 Uhr; Dienstag, 8. Juli, 17 Uhr; Samstag, 19. Juli, 16 Uhr; Samstag, 26. Juli, 20 Uhr; Mittwoch, 6. August, 17 Uhr; Mittwoch, 20. August, 18 Uhr; Donnerstag, 16. Oktober, 16.30 Uhr; Samstag, 27. Dezember, 13.30 Uhr.
Weitere Informationen im Internet:
amelandermusea.nl
ameland.wordpress.com