Wer den Frühförderwahnsinn im Kindergartenalter hinter sich gebracht hat, wird in der Schulzeit gnadenlos weiter gefördert. Dazu trägt auch die Frühförderindustrie bei, die den engagierten Eltern eine Menge Produkte ans Herz legt, die das Kind bei der spielerischen Erfassung allerlei Lerninhalte unterstützen sollen.
So blättert der sorgende Vater im Katalog eines einschlägigen Materialanbieters und staunt Lernbauklötze: Für den Schreibtisch zu Hause gibt es den elektrischen Doppelspitzer, mit dem der Junior die Dreikant-Schreiblernstifte so schwungvoll anspitzen kann wie Mama mit der Küchenmaschine Gemüsesäfte püriert.
Kleine Rechen- und Wortkünstler freuen sich über den magischen Zauberzylinder. Die Kinder bekommen eine Zauberkarte mit einer Frage, überlegen sich die Antwort, werfen die Karte in den Zylinder und – schwupps steht auf der selben Karte die Antwort. Zauberei!
Wenn sie damit fertig sind, spielen die lieben Schüler noch eine Weile mit dem Silben-Ufo, während der kleine, grüne außerirdische Pilot hübsche Störgeräusche absondert. In den Sachunterricht nehmen die Pänz jetzt immer die kleine Plüschpuppe mit der offenen Bauchdecke mit, aus der ohne Scheu und Ekel die Organe Herz, Magen, Darm, Lunge und Leber herauspurzeln. Wie hübsch!
Und wenn trotz all der sündhaft teuren Frühförderinstrumente beim nächsten Mathe-Test nur eine Fünf herausspringt und der wutschnaubende Papa das Belohnungseis streicht, dann greifen die Kinder einfach zu ihrem super Mini-Schokokuss-Katapult und beschießen den Alten übelst. Aber Vorsicht: Das Gerät wird nur ohne Schokoküsse ausgeliefert.
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Mutter und Kind, gesehen im Duisburger Zoo.
Stell mal die Uhr vor!
Es soll ja Leute geben, die ständig zu spät kommen. Egal zu welchem Anlass, ob beruflich oder privat. Der Notfalltipp für diese der Gegenwart hinterher hetzenden Menschen ist eine persönliche Zeitumstellung: Einfach die Uhr fünf Minuten vorstellen und einen Puffer einrichten. Wenn man nicht mehr daran denkt, klappt der kleine Selbstbetrug auch meistens.
Wenn die Uhr ständig fünf Minuten vor geht, ist das dann eigentlich eher arbeitgeber- oder arbeitnehmerfreundlich? Der Arbeitnehmer kommt früher, geht aber später, oder? Freunde berichten von einem ihnen näher bekannten Angestellten, der täglich die Stechuhr überlistete, indem er sich anmeldete und dann erst einmal für eine Weile auf dem stillen Örtchen verschwand. Das ist dann das Gegenteil vom Home Office, wobei auch bei der Heimarbeit in den vier Wänden allerlei wohlfeile Ablenkungen lauern, vom unerledigten Hausputz bis zu den bügelfähigen Bergen frischer Wäsche.
In diversen Achtsamkeitsratgebern heißt es übrigens, dass derjenige, der es eilig hat, besonders langsam gehen sollte. Absichtliches Zeitlassen gegen den drohenden Zeitverlust also. Diese Methode hatte jüngst ein Rentner im Supermarkt noch nicht so ganz verinnerlicht, als er sich frech an anderen Wartenden vorbei drängelte. Ausgerechnet ein entspannenter Jugendlicher rief den Senior zur Ordnung mit den weisen Worten: „Alter, chill mal deine Basis!“