Gerade am Ende von Schul- und Kindergartenzyklen wird den lieben Eltern bewusst, wie schnell das pädagogische Jahr schon wieder vergangen ist. Schon Wilhelm Busch wusste: „Einszweidrei im Sauseschritt / Läuft die Zeit, wir laufen mit.“ So sammeln wir nicht nur in Windeseile mehr graue Haare, sondern auch viele schöne Fundstücke aus dem Alltag mit Kindern.
Im letzten Jahr haben wir festgestellt, dass Kinder ja auch ganz schön ernst sein können. So meinte eine junge Philosophin nachdenklich: „Ich stelle mir vor, dass ich gar nicht auf der Welt wäre. Ich denke, ich sehe einen Film. Das verstehe ich nicht.“ Wobei das kindliche Weltbild in manchen Dingen schon ganz schön klar gezeichnet ist, zum Beispiel wenn’s um die ausgemusterten Bremer Stadtmusikanten geht: „Wie ungerecht! Nur weil die alt sind!“
Besonders schön war im vergangenen Jahr, wenn wir selbst den Spiegel vorgehalten bekamen. Etwa wenn ich dem Sohn vorhielt: „ Kannst du nicht mal was…“ und er elegant vollendete: „…Sinnvolles machen?“ Da graut einem vor der Pubertät, ganz ehrlich.
Wie schnell die Zeit vergeht, merkst du als Elter(n) auch an der Fußbekleidung: Den ganzen Winter findest du nur Turnschuhsocken in der Kiste, und kaum geht’s über 20 Grad, gibt es paarweise nur noch Kniestrümpfe. Apropos: Die Winterreifen müssten auch längst runter…
Immer wieder schön ist, dass Kindersprüche, Lieder und Witze nicht aussterben. Sagt der Sohn zur Schwester: „Sag mal März!“ Sie sagt: „März!“ Und er: „Du hast ein richtig gutes Herz!“ Der Spruch des pädagogischen Jahres kommt übrigens von einem Demnächst-Vorschuljungen, der auch das Herz am rechten Fleck trägt und neulich bierernst zur Mama meinte: „Ich kenne die Brücke.“ Gemeint war in diesem Fall die Kenne-dy-brücke.
Drache und Feuerwehrmann
Erinnert sich noch jemand an Grisu? Der kleine Drache aus der gleichnamigen Kindertrickfilmserie der 1970er Jahre will immerzu Feuerwehrmann werden – sehr zum Unbehagen seines Vaters Fumé, der lieber Feuer speiende als löschende Drachen mag. Doch Grisu bleibt beharrlich – allen genetischen Dispositionen und lauter kleinen Niederlagen zum Trotz.
Heute ist Feuerwehrmann nicht mehr der einzige Traumberuf der lieben Kleinen, obwohl die Kinderliteratur das Themenfeld nach wie vor eifrig beackert. Wegen der Kindheitshelden Jim Knopf und Colt Seavers kam für mich früher nur Lokführer oder Stuntman in Frage. Geworden bin ich dann ja weder dieses noch jenes.
Für den großen Sohnemann steht so unverrückbar wie die Südkurve im Stadion fest, dass er erfolgreicher Fußballprofi wird und dann uns oder Oma ein Haus oder ein Auto kauft oder auch gleich beides. Nationalspieler mit vier Sternen haben’s ja…
Da lob ich mir den Dreijährigen, der noch nichts von Ruhm und Geld und Ehre hält, aber dennoch recht konkrete Vorstellungen von seinem Werdegang hat: „Ich werde Roboter.“ Und falls das mit dem Traumberuf Nummer eins nicht klappen sollte, hat der Kurze auch gleich eine gute Alternative parat: „Dann werde ich Spiderman!“
In der Warteschleife
Wie sind die so genannten Service-Unternehmen eigentlich auf den Trichter gekommen, Telefonwarteschleifen einzurichten? Denn was nützt die vorübergehende Annahme eines Anrufs, wenn diese zum Selbstzweck wird?
Neulich wähle ich (für 6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz) das Service-Telefon einer großen deutschen Firma und lande in der Telefonwarteschleife. „Wir sind gleich für Sie da“, heißt es. So lange höre ich ein wenig plätschernde Entspannungsmusik. Die Stimme meldet sich wieder: „Es dauert nun nicht mehr lange. Ihr Anruf wird gleich persönlich entgegen genommen.“ Und wieder höre ich diese furchtbare Dudelei, während der Kamm weiter schwillt.
„Bitte haben Sie noch einen Augenblick Geduld. Wir sind gleich persönlich für Sie da.“ Und wieder tönt es: Dudeldudel dudeldidu… „Der nächste freie Kundenberater nimmt Ihren Anruf gleich entgegen.“ Langsam schwenkt mein Ärger um in Hysterie und ich summe das Gedudel mit. „Vielen Dank, dass Sie gewartet haben! Bitte legen Sie nicht auf. Ihr Anruf ist uns wichtig.“ Aha, und wieder: Dummdidumm dummdidumm. „Übrigens: Über unseren Onlineservice können Sie Ihr Anliegen rund um die Uhr selbst erledigen und von exklusiven Angeboten profitieren.“
Ich lege auf, habe zwar telefoniert, aber keine Botschaft übermittelt. Ich versuch’s später noch mal und träume so lange vom guten alten Besetzt-Zeichen.