Kinder sind ja wahre Meister der Zweckentfremdung, sonst würden sie ja zum Beispiel niemals darauf kommen, ihre Fußballschuhe mit der Nagelbürste zu putzen.
Genauso gut klappt das mit Wörtern, die man als Erwachsener vielleicht nicht richtig ausgesprochen hat beim letzten Gebrauch. So berichtet die Tochter aufgeregt, ihr jüngerer Bruder sei in der vergangenen Nacht wieder mal schlafgewandert. Woraufhin sich der jüngere Brüder komischerweise für einen Glückspelz hält. Wenn er schimpfen möchte, ohne jemanden zu verletzen, sagt er manchmal auch Dinge wie „Du Hornwiesel“, was immer das für ein Wesen sein mag.
Wenn der Zockersohn den Vater ruck, zuck im „Mensch ärgere dich nicht“ abzieht, spricht er von einem Durchzug, nicht Durchmarsch. Und wenn ein Rocksänger beim Konzert ins Publikum springt und sich tragen lässt, dann ist er natürlich ein Bühnentaucher.
Wortabwandlungen werden mittlerweile auch zu taktischen Zwecken eingesetzt. So fragte die Tochter kürzlich: „Können wir heute Nacht bei dir schlafen?“, worauf ich völlig entgeistert antwortete: „Nein, da schläft meine Ehefrau.“ Worauf wiederum die Tochter keck entgegnete: „Ich bin aber doch dein Ehekind.“ – Sowas hätte ich mir ja auch denken können, ich Hornwiesel!
Planet Willi
Wie ist das Leben mit einem Kind mit Down-Syndrom? Birte Müller, Jahrgang 1973, hat darauf eine poetische Antwort gefunden. In ihrem bezaubernden Bilderbuch beschreibt sie mit Illustrationen und Sprachbildern, wie ihr Sohn Willi 2007 zur Welt kam und seitdem auf ganz besondere Art das Leben von Mama, Papa, Schwester, Opas, Omas und Freunden bereichert. „Willi kommt von einem anderen Planeten“, schreibt Müller. „Als seine Mama schwanger war, wusste sie nicht, dass sie einen kleinen Außerirdischen in ihrem Bauch hatte.“ Die Außerirdischen-Metapher beschreibt gut, wie Menschen mit Down-Syndrom in einer Gesellschaft ankommen, die oft zu schnell, zu ordentlich und einfach zu perfekt ist. Das Buch über den Außerirdischen bewirkt einen Perspektivwechsel. Willi handelt oft anders, ist aber genauso liebenswert und liebevoll wie seine Schwester mit Normal-Syndrom.
Info: Birte Müller: Planet Willi, Beltz & Gelberg, 40 S., 5,95 Euro
Nonsens bis Nesien
Die für ihre hinterlistigen Verschwörungsattacken bekannte Wahrheit-Redaktion der taz hat zu Ehren des Buchmessen-Partnerlandes Indonesien jüngst alle Journalisten dazu aufgerufen, in einem Beitrag diesen Nonsensvers unterzubringen: „Wie das Nasi am Goreng, hängt Nesien am Indo eng.“ Zu gewinnen gibt es eine Flasche Gran Duque d’Alba.
Den spanischen Edelfusel sollten die Schreiber vielleicht schon vor dem Texten trinken, denn dann sprießen die Nonsensgedanken wie Unkraut. Der schwedische Möbelhaus-Glühwein ließe sich für den Katalog-Kritiker Karasek dann so bedichten: „Wir haben uns getroffen / Und tranken: glögg, glögg, glögg, / Bald waren wir besoffen / Und fanden nicht zuröck.“
Nach dem zweiten spanischen Brandy spinnen wir weiter sehr heiter drauflos: „Der Indo wohnt in Nesien, doch Iro nicht in Kesien.“
Und nach dem dritten Gläschen starten wir selber einen Nonsens-Wettbewerb! Bis zum Ende des Beethovenfestes 2015 sei frei nach Joachim Ringelnatz dieser Vers in einem Text unterzubringen: „In Bonn lebten zwei Ameisen, / Die wollten nach Indonesien reisen. / Bei Poppelsdorf auf der Allee / Da taten ihnen die Beine weh, / Und da verzichteten sie weise / Denn auf den letzten Teil der Reise.“ Zu gewinnen gibt es ein Runde Bönnsch im gleichnamigen Brauhaus.